Hofchronik

Uns erscheinen heute die charakteristischen Eindachhöfe als malerisch. In der Tat sind diese Schwarzwaldhöfe allesamt prägend für das Landschaftsbild.

Allerdings hatten die Erbauer nicht das Landschaftsbild im Blick, sondern alle Höfe folgen einer damaligen existentiellen Logik, welche das Leben und Überleben der Bauernfamilie sicherstellen musste. Immer war der Zugang zu einer Quelle wichtig, sowie die Verfügbarkeit von Holz und große sonnige Weiden für das Vieh.
Der Schwarzwaldhof ist, fernab von jeglicher heutiger Romantik, ein über die Jahr-hunderte gewachsener Nutzbau, der es dem Landwirt ermöglichte, autark seine Familie zu ernähren.

Einfach war das damals sicher nicht, denn ständig wechselnde Kriege, Krankheiten, harte Winter, Zins- und Zehntzahlungen, Frondienste der Bauern, Missernten und Hungersnöte waren kräftezehrend.  Der Schwarzwaldhof ermöglichte das Überleben dennoch. Das Vieh im Stall gab im Winter etwas Wärme über die darüber gelegenen Knechtkammern, der prall mit Heu gefüllte Dachraum gab eine gewisse Dämmung der obersten Geschossdecke und die Rauchküche mit dem Kachelofen war zumindest Quell von etwas Wärme im Winter. Das weit ausladende Dach ermöglicht bis heute den Hof trockenen Fußes zu umlaufen. Nichts an einem Schwarzwaldhof ist zufällig, sondern alles hatte eine ausgeklügelte, über Jahrhunderte sich evolutionär entwickelte Funktion. Mitte des 18. Jahrhunderts war ein solcher Hof ein „industrielles high-end“-Bauwerk und in hoher Zahl weit verbreitet.

Der Fusenhof als Archetyp dieser Bauform fand schon früh Erwähnung wie z.B. hier: Meckes (PDF)

 

 

Über der Eingangstür des Fusenhofes gibt eine ausführliche Bauinschrift Auskunft über die Errichtung im Jahr 1754, die Eheleute HANS FUS (Fuchs) und ANA SHLUPFIN (d.h. geborene Schlupf) als Auftraggeber, und den ausführenden Zimmermeister HANS IANTZ.

Mitglieder der Familie Jantz bzw. Janz finden sich vielfach in Hofinschriften des 18. Jahrhunderts wieder. Der Falkenhof im Freilichtmuseum Vogtsbauernhöfe wurde ebenfalls durch Jantz errichtet. Im Dreisamtal ist der Name Fuß bis heute verbreitet. Einen Fusenhof gibt es in Eschbach und den Fußenhof in Geroldstal. Es existieren unterschiedliche Schreibweisen; von Fus-, Fuß- Fuße-, Fuße-, Fussen- bis zu der geläufigsten von heute, dem Fusenhof.

Die Hofstätte ist allerdings sicherlich viel älter, denn bisher gefundene Referenzen weisen auf einen Bartholomäus Fuß hin. Er wurde ca. 1599 geboren, und verstarb am 09.12.1693 in Geroldstal, Fußenhof. Er heiratete Gertrud Lang. Sie wurde geboren vor 1619, und verstarb am ca. 1663 in Geroldstal, Fußenhof. Andere Textstellen zitieren dies als „Bartlin Fuschs (Fuchs) und seine Frau Gertraut Langin sampt Kindern verehren zu einem neuen Messgewandt…“, „Bartholomäus Fuchs (Fuß), geb. 1599, Vogt von Geroldstal, kauft den Fußenhof“. Beide Zitate weisen auf den Ursprung des Namens Fus auf Fuchs hin. Zu dieser Zeit war Geroldstal eine eigenständige Vogtei. Auch der Dreißigjährige Krieg hatte Auswirkungen auf das Dreisamtal. So waren es 1632 Schweden, die Einzug in Freiburg hielten und im Jahr darauf auf der Suche nach Blei die oberen Dreisamdörfer heimsuchten. Nur wenige Jahre später waren es nun Franzosen, die das Dreisamtal plünderten. Dass in einer solch´ kriegerischen Zeit eine geordnete Landwirtschaft unmöglich war, ist offensichtlich.

Nach der Leidenszeit des Dreißigjährigen Krieges galt es vor allem, das Alltagsleben wieder zu ordnen. Der Viehbestand war dezimiert und vielerorts sind die Bewohner in abgelegene Wälder geflohen. Wahrscheinlich waren es die Früchte des Wiederaufbaus, die den Bau eines Kastens, d. h. eines Kornspeichers, um 1660 am Fusenhof notwendig machten.

Leider währte die relative Ruhe nur kurz. Die französische Zeit Kirchzartens endete 1697, mit dem Frieden von Rijswijk, wodurch der Breisgau an den deutschen Kaiser überging. Doch schon 1701 entbrannte ein neuer Krieg mit dem Höhepunkt 1713. Im Jahre 1744 wurde Freiburg erneut belagert, und marodierende Truppen zogen durch das Dreisamtal. Es ist anzunehmen, dass in etwa dieser Zeit der ursprüngliche Fusenhof geschleift wurde oder abgebrannt ist. Die nächste wirkliche Ruhe kam erst 1745 mit den Friedensjahren unter Maria-Theresia und Josef II. Es wundert daher nicht, dass viele Höfe wieder neu errichtet wurden, so auch der Fusenhof 1754.

Seither bewirtschafteten Nachkommen der Familie Fuß den Hof, wobei über die Jahrhunderte große Flächen durch Verkauf verloren gingen und auch das ursprünglich hofeigene Berghaus, das Fusenhäusle, abgeteilt wurde. Zuletzt wurde auf den verbliebenen ca. 5 ha Land keine Landwirtschaft von der Familie Dold mehr betrieben, jedoch der Hof ohne große Umbauten erhalten. 1979 scheiterte der Versuch, aus dem Hof ein Heimatmuseum zu machen (Museum).

Im Dezember 2013 erwarben wir den Fusenhof mit dem Ziel, ihn in seiner Grundstruktur zu erhalten und als besonderes Ferienhaus auch für andere Menschen erlebbar zu machen.

Historisch gewachsen